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Faktencheck
Thurgauer Zeitung vom 15. Dezember 2022
Leserbrief "Windräder ja, aber bitte nicht bei mir!
Abschnitt 1 im Text: 
«Windenergieanlagen ja, aber bitte nicht bei mir!» In dieser Aussage verdichten sich Unsolidarität und Egoismus. Oft wird diese Haltung von Windkraftbefürwortern den Gegnern unterstellt, um sie so in der Öffentlichkeit  blosszustellen. So auch in Thundorf. Wenn man jedoch genauer hinschaut, wer diesen Vorwurf vertritt, sind dies ausschliesslich Leute, die in Gemeinden wohnen, in denen die markanten negativen Beeinträchtigungen eines Windparks auf die Menschen und auf die Wohnqualität nie spürbar sein werden. 

Windräder müssen an Standorten geplant werden, wo sie möglichst grosse Mengen an erneuerbarem, inländischem und damit systemrelevantem Strom erzeugen können. Der Eingriff in das Landschaftsbild wird auch nicht bestritten. Wir werden uns daran gewöhnen, Windräder zu sehen, wenn wir aus dem Fenster schauen. So, wie wir uns vielerorts daran gewöhnt haben, grosse Fernsehtürme und Sendemasten auf Hügeln zu sehen.
Die meisten Gemeinden im Thurgau tragen ähnliche «Lasten» für die Allgemeinheit, mit ebenfalls nicht sonderlich ästhetischen Infrastrukturen wie z.B. Hochspannungsleitungen, Kiesgruben, Schiessständen, Deponien, Autobahnen, Eisenbahnlinien, Kehrichtverbrennungsanlagen usw. Es wird behauptet, dass Windenergieanlagen negative Auswirkungen auf die Menschen und die Wohnqualität haben, ohne dies zu belegen.


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Abschnitt 2 im Text: 
Weder die Mitglieder von «Pro Wind Thurgau» noch die selbstgerechten Leserbriefschreiberlinge können wohl aus Erfahrung berichten, wie es ist, in der Nähe einer 246 Meter hohen Windenergieanlage zu wohnen. Wenn sich die- se Leute wirklich umfassend und ohne vorgefasste Meinung oder Ideologie mit der Materie beschäftigen würden, kämen sie unweigerlich zum Schluss, dass es ein Unding ist, im kleinräumigen, dicht besiedelten Thurgau solch monströse Windenergieanlagen aufzustellen, und schon gar nicht in unmittelbarerer Umgebung 
und im Naherholungsgebiet von Thundorf. 


Es stimmt, dass weder unsere Mitglieder noch die Leserbriefschreiber (inkl. dem schreibenden Herrn Häberlin) wissen, wie es ist, in der Nähe eines 246 m hohen Windrades zu wohnen. Aber man kann sich informieren, man kann nahegelegene Anlagen besuchen, denn der Windpark Thundorf wäre europaweit nicht der erste und einzige! Der Windpark Verenafohren bei Merishausen nördlich von Schaffhausen ist gut erreichbar und gilt als Naherholungsgebiet. Die Windräder werden nicht als störend wahrgenommen.
«In unmittelbarer Umgebung» bedeutet übrigens zwischen 460 m und 1150 m Distanz (siehe Präsentation zur EKZ-Begleitgruppensitzung vom 28.11.2022, A auf der Webseite www.windenergie-thundorf.ch zu finden). 
Abschnitt 3 im Text: 
Zu gross sind die vielfälti
gen, negativen Einflüsse auf die Menschen und die Wohnqualität. Da kann auch der Hin- weis auf das Einhalten der Lärmschutzverordnung nicht darüber hinwegtäuschen und auch die verlockende Aussicht auf saftige Beiträge in die Gemeindekasse, Steuergeld notabene, sollten den Verstand nicht trüben.

Wieder werden vielfältige und negative Einflüsse auf die Menschen und die Wohnqualität erwähnt. Dies wird nicht belegt und ist somit eine reine Behauptung. Das Einhalten der Umweltschutzgesetzgebung und der Lärmschutzverordnung ist Teil der Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) durch die Behörden, welche jedes Windrad bestehen muss. 
Das EKZ entrichtet rund 7.5% des Umsatzes an die Landbesitzer, die angrenzenden Gemeinden und die Standortgemeinde. In Thundorf wird der Sitz der Betreiberfirma angesiedelt. Diese entrichtet wiederum Steuern an die Gemeinde. Dies ergibt eine mögliche Steuerreduktion von 4-6 % Steuerpunkten. Was bei einer 4-köpfigen Familie ca. 600 – 800 Franken im Jahr ausmacht. Wo dabei Steuergelder im Spiel sein sollen, bleibt das Geheimnis des Leserbriefschreibers.
Abschnitt 4 im Text: 
Windenergieanlagen gehören in menschenleere, karge Landschaften, wo viel Wind weht und mit Vorteil bereits eine Infrastruktur vorhanden ist. Und solche Verhältnisse finden wir zum Beispiel bei unseren alpinen Stauseen. 
 
Gehören Windräder zu Stauseen? Da sind wir beim Titel des Leserbriefs: «Windräder ja, aber bitte nicht bei mir!» Selbstverständlich müssen auch solche Optionen geprüft werden; also besser «sowohl als auch» und nicht «entweder oder». Aber es ist fraglich, ob das eine gute Idee ist: Stauseen in Alpentälern sind von der Topografie her nicht windexponiert. Kommt hinzu, dass mit zunehmender Höhe die Effizienz des Windrades abnimmt – eine Frage des geringeren Luftdrucks.   
Abschnitt 5 im Text: 
Für mich steht der 
geplante Windpark in Thundorf in keinem Verhältnis vom Eingriff in unsere traumhafte Landschaft gegenüber dem schlechten, nur sporadischen Windstromertrag. 

Der Windpark in Thundorf liefert 80 GWh Strom jährlich. Die gesamte Wasserkraft in den Thurgauer Fliessgewässern bringt es auf rund 40 GWh. Bei 18'000 Haushaltungen, welche der Windpark Thundorf mit Strom versorgt und 5% des gesamten Stromverbrauchs des Kantons Thurgau erzeugt, kann man nicht von einem schlechten, sporadischen Windstromertrag reden.
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